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Das Wappen von Berlin ist im Roten Rathaus auf einer Glastür zu sehen, während dahinter eine Person vorbeigeht.

© dpa/Christoph Soeder

Update

Mehr als 40 Ausfalltage im Jahr: Wenn die Berliner Verwaltung krank macht

Von den 253 Arbeitstagen im Jahr 2022 waren Mitarbeitende von Berliner Behörden fast ein Fünftel krank. Polizei und Feuerwehr ragen dabei negativ heraus.

Die Arbeit für das Land Berlin macht krank. Was drastisch klingt, ist zumindest in Teilen der Behörden traurige Realität. Ausgerechnet bei Polizei und Feuerwehr sind die krankheitsbedingten Ausfallquoten der Mitarbeitenden besonders hoch – die zuletzt leicht positive Entwicklung hat sich im Jahr 2022 wieder in ihr Gegenteil verkehrt.

Spitzenreiter in der Statistik zu durchschnittlichen Krankheitstagen unter den Beschäftigten ist die Berliner Feuerwehr. Von 45,4 Ausfalltagen im Jahr 2021 stieg der Wert 2022 auf 52,1. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um den Durchschnitt aller Beschäftigten. Nicht wenige Feuerwehrleute müssen dementsprechend über viele Monate hinweg und damit dauerhaft krankgeschrieben sein.

Nicht viel besser sieht es bei den Vollzugs- und Verwaltungskräften der Berliner Polizei aus. Nachdem der Durchschnitt ihrer jährlichen Krankentage 2021 bei 44,5 Tagen gelegen hatte, stieg die Zahl 2022 auf 50,3. Genau wie bei der Feuerwehr müssen sich unter den mehr als 20.000 Beschäftigten der Berliner Polizei demnach etliche befinden, die dauerhaft krankgeschrieben sind.

Im gesamten Kalenderjahr 2022 kamen bei der Polizei so 22.992 Krankentage zusammen. 2021 lag der Wert noch bei 15.506. Berlinweit sammelten allein die Mitarbeitenden der Senatsverwaltungen 2022 etwas mehr als 72.300 Krankentage an.

Wir reden über Berufe mit enormen Belastungen, die sich für den Einzelnen aufgrund eines weiter andauernden Personalengpasses weiter anstauen

 Stephan Weh, Vorsitzender der Berliner GdP

Laut Stephan Weh, Vorsitzender der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), ist der hohe Krankenstand in der Polizei unter anderem „mit enormen Belastungen, die sich für den Einzelnen aufgrund eines weiter andauernden Personalengpasses weiter anstauen“, zu begründen. Polizeibeamte hätten „viele traumatische Erlebnisse, die sich durch die Kombination von Schichtdienst und wenig Sozialleben nicht immer gut verarbeiten lassen“, erklärte Weh weiter.

Seine Forderung: flexiblere Arbeitszeitmodelle, ein breites Vorsorgeangebot zur Gesunderhaltung sowie eine Novellierung des Dienstunfallrechts, das auch bei psychischen Erkrankungen greift. Für Schichtdienstleistende sollte in den letzten Berufsjahren über eine Belastungsreduzierung nachgedacht werden.

Kaum besser sieht es in den Bezirken aus, die noch etwas stärker als die Hauptverwaltungen unter Personalmangel leiden. Zwischen 41,1 (Neukölln) und 50 (Mitte) Krankentagen im Durchschnitt listet eine Statistik auf, die der Ende August aus der Berliner AfD ausgetretene Abgeordnete Antonin Brousek erfragt hatte. Über alle Bezirke hinweg ist dabei die Krankenquote der verbeamteten Mitarbeitenden etwas höher als die der angestellten Beschäftigten. Der größte Unterschied zwischen beiden Gruppen lässt sich in Lichtenberg konstatieren.

Klar ist: Die Beschäftigten der Berliner Verwaltung fallen deutlich häufiger krankheitsbedingt aus als andere. Laut Statistischem Bundesamt war 2022 im Durchschnitt jeder Arbeitnehmer in Deutschland für 15 Tage krankgeschrieben. In den Bundesbehörden, von denen ebenfalls viele in Berlin ansässig sind, lag die durchschnittliche Krankschreibung pro Jahr in den vergangenen Jahren jeweils unter 20 Tagen im Jahr.

Hinzu kommt: Der sich nahezu durch alle Berliner Behörden ziehende Krankenstand verschärft den dort ohnehin grassierenden Personalmangel zusätzlich. Berlinweit harren rund 7000 offene Stellen einer Besetzung. Hinzu kommen jene, die der Senat im Zuge der Verabschiedung des Doppelhaushalts 2024/25 neu schaffen will, wie etwa in den Bürgerämtern oder im Landesamt für Einwanderung. Am Sonnabend hatte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eine Einstellungs- und Ausbildungsoffensive angekündigt.

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