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Schulschwänzer-Internat: "Wir halten niemanden fest"

Faul, lustos, unzuverlässig - so stellt man sich die verhaltensauffälligen Schüler vor. Das Schulschwänzer-Internat in Neukölln stellt sich vor. Es soll den Schülern feste Regeln beibringen.

Ein großzügiges, helles Wohnzimmer mit offener Küche, einem Balkon mit Blick ins Grüne, einem Einzelzimmer und vier Doppelzimmern – das sind die neuen Internatswohnräume in Berlin-Neukölln für acht Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren, die bisher nicht gelernt haben, nach festen Regeln zu leben. Die Gründe sind bei jedem verschieden. Das Schuleschwänzen haben jedoch alle gemeinsam.

„Wir wollen den jungen Menschen hier helfen, ihr Leben zu strukturieren“, erklärt Gabriele Vonnekold vom Jugendamt Neukölln am Dienstagnachmittag bei der Vorstellung des Projekts in der Sonderschule „Windmühle“. Das Internat „Leben und Lernen“ entstand in Zusammenarbeit mit der diakonischen EJF-Lazarus-Gesellschaft und dem Bezirksamt Neukölln am Buckower Damm. „Das Besondere des Internats ist die enge Verzahnung von Bildung und Erziehung“, sagte Neuköllns Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD).

Von Sonntagabend bis Freitagnachmittag leben die Jugendlichen, die verhaltensauffällig, im Fachjargon sozial-emotional gestört sind, im Internat. Am Wochenende dürfen sie nach Hause zu den Eltern. „Das gehört mit zum Konzept. Denn die Eltern sind ein wichtiger Teil des Projekts“, sagt Gabriele Vonnekold. „Wir wollen ihnen die Kinder nicht wegnehmen, sondern bei der Erziehung helfen.“ Während der Woche übernehmen Lehrer und Erzieher eine Rundum-Betreuung der Jugendlichen. „Zur Zeit sind wir noch sehr streng mit allen. Es gibt Regeln, die sie zu befolgen haben“, sagt Anita Potschka, Projektleiterin des Wohnbereichs. Wer die Regeln zu oft bricht, fliegt aus dem Projekt. „Das haben wir den Eltern und Jugendlichen bei den Auswahlgesprächen auch gesagt“, so Vonnekold. „Wir halten hier niemanden fest. Wenn jemand seine Chance nicht nutzt, geben wir sie jemandem, der sie wirklich will.“

Die Jungen und Mädchen, bisher sind es insgesamt sechs, sollen lernen, täglich früh aufzustehen und in die Schule zu gehen. Zurzeit besuchen die Internatsbewohner die Aufnahmeklasse, die sich in der Sonderschule „Windmühle“ befindet, zwei Gehminuten vom Internat entfernt. Diese bereitet sie auf den normalen Schulalltag vor. „Wenn wir das Gefühl haben, dass sie so weit sind, werden sie in eine ,normale‘ Klasse integriert“, sagt Marion Seidel, Projektleiterin des Schulbereichs. Nach der Schule wird gemeinsam gekocht, und die Hausaufgaben stehen auf der Tagesordnung.

Wenn das Projekt gut läuft, soll das Internat auf 16, maximal 48 Plätze ausgebaut werden.

Maria Ugoljew

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