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Schöneberg: Wintergarten: Ende offen

Geht der Varieté-Betrieb doch weiter? Nach einem Treffen mit dem Vermieter haben die Wintergarten-Mitarbeiter wieder Hoffnung.

Der Sternenhimmel im Wintergarten Varieté muss vielleicht doch nicht erlöschen. Nach einem Gespräch mit dem Vermieter des Hauses in der Potsdamer Straße haben die Mitarbeiter wieder Hoffnung, dass der Varieté-Betrieb auch über den 31. Januar hinaus weiterlaufen kann.

Ein Kreis von 68 Mitarbeitern, die ihre Wirkungsstätte nicht sang- und klanglos aufgeben und den insolvent gegangenen Wintergarten künftig in Eigenregie betreiben wollen, hatte die Kuthe GmbH als Vermieter für den gestrigen Donnerstag zu einem Treffen eingeladen. Dieser erste Kontakt sei sehr „konziliant und vertrauensbildend“ gewesen, sagte anschließend Konrad Denker, der Leiter der Casting-Abteilung des Varietés. Auch habe der Vermieter großes Interesse signalisiert, das Gebäude als Kulturstandort zu erhalten.

Der vorgeschlagene Rettungsplan der Mitarbeiter sieht vor, zunächst vom 15. Februar bis zum 15. März ein Notprogramm mit dem Namen „Hurra, wir leben noch“ auf die Beine zu stellen. Artisten wie Bühnentechniker haben sich bereit erklärt, für diesen Zeitraum auf ihre Gagen zu verzichten.

Ob die Kuthe GmbH mitspielt und ihrerseits für die Dauer des Notprogramms Mietfreiheit gewährt, könnte sich kommende Woche herausstellen. Bis dahin sollen die Mitarbeiter dem Vermieter ein Konzept vorlegen, wie sie sich die weitere Zukunft des Hauses vorstellen. Laut Casting-Leiter Konrad Denker könnte der Wintergarten künftig zu 50 Prozent Varieté und zu 50 Prozent „andere gehobene Kultur“ anbieten, teilweise auch an Fremdveranstalter weitervermieten oder Kooperationen eingehen. Entscheidend wird aber sein, ob es den Mitarbeitern gelingt, in absehbarer Zeit einen neuen Investor zu finden.

Noch hoffen die Mitarbeiter des Hauses in der Potsdamer Straße auch auf Unterstützung durch den Senat. In einem Schreiben hatten sie vergangene Woche den Regierenden Bürgermeister um Hilfe gebeten. Klaus Wowereit antwortete umgehend, allerdings mit der Nachricht, dass er sich „aus terminlichen Gründen“ der Sache nicht selbst annehmen könne, den Hilferuf jedoch an seinen Staatssekretär André Schmitz zur Bearbeitung weitergegeben habe. Bei diesem liegt das Schreiben nun im Eingangskorb – zur Kenntnisnahme ist Schmitz noch nicht gekommen.

Während sich die von Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter um eine Rettung bemühen, ist der aktuelle Geschäftsführer nicht mehr zu erreichen. „Frank Reinhardt ist erst am 31. Januar wieder da“, heißt es aus dem Wintergarten. An diesem Tag soll die letzte Vorstellung stattfinden, auf dem Programm steht die aktuelle Show „Orientalis oder Die Magie des Morgenlandes“. Für den womöglich allerletzten Abend des 1992 unter dem legendären Berliner Varieténamen von dem prominenten Gründungstriumvirat Peter Schwenkow, André Heller und Bernhard Paul mit viel Glamour eröffneten Hauses gibt es übrigens nur noch wenige Karten.

Seit die Schließungspläne im Januar öffentlich wurden, hat ein regelrechter Run auf die Orientalis-Show eingesetzt. „Wenn es die vergangenen Monate so gut gelaufen wäre, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen“, sagt der junge Mann an der Abendkasse.

Das erinnert ein wenig an die Schließung des Schiller-Theaters vor 16 Jahren: Damals demonstrierten gutbürgerliche Berliner tagelang um das Haus herum – „wenn die vorher alle immer reingegangen wären, wäre das Theater nicht geschlossen worden“, hatten damals Mitarbeiter bitter registriert.

Karten unter Telefon 25008888

Heidemarie Mazuhn

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