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Der Angeklagte Ibrahim A. wird in Handschellen in den Gerichtssaal  Itzehoe in Schleswig-Holstein gebracht.

© dpa/Christian Charisius

Wegen Brandstiftung und Körperverletzung: Gegen Messerstecher von Brokstedt laufen offenbar weitere Ermittlungen

Zurzeit steht Ibrahim A. in Itzehoe in einem Mordprozess vor Gericht. Einem Medienbericht zufolge drohen dem 34-Jährigen weitere Verfahren.

Aktuell muss sich der Messerstecher von Brokstedt wegen zweifachen Mordes vor Gericht verantworten. Nun sind in Schleswig-Holstein offenbar zwei neue Ermittlungsverfahren gegen Ibrahim A. eingeleitet worden. Dies berichtet der „Spiegel“.

Hintergrund seien mutmaßliche Straftaten des 34-jährigen Palästinensers in der Untersuchungshaft. Im Gefängnis in Neumünster soll er im Juni in seiner Zelle Feuer gelegt haben. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittele daher wegen des Verdachts auf Brand­stiftung, wie die Behörde be­stätigt habe, so das Blatt.

Nach dem Vorfall wurde A. in das Gefängnis in Lübeck verlegt. Dort soll er dem Bericht zufolge am 1. Juli einen Bediensteten „getreten und geschlagen“ haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Lübeck mitteilte. Der Bedienstete wurde demnach an der Hand verletzt. Der Sprecher sagte, man ermittle wegen des Verdachts auf Körperverletzung.

Ibrahim A. soll zwei Teenager erstochen haben

Zurzeit läuft der Mordprozess gegen Ibrahim A. vor dem Landgericht Itzehoe. Er soll am 25. Januar in einem Regionalzug in der Nähe des Bahnhofs von Brokstedt eine 17-Jährige und ihren zwei Jahre älteren Freund erstochen haben. Zwei weitere Frauen und zwei Männer erlitten schwere Verletzungen. Die Staats­anwaltschaft wirft ihm zwei­fachen Mord vor, außerdem vierfachen versuchten Mord.

Vor Prozessbeginn hatte A. die Taten offenbar bereut. Im Gerichtssaal bestritt er sie. Sein Anwalt Björn Seelbach geht davon aus, dass A. krank ist. „Die neuen Verfahren verstärken den Eindruck, dass er in die Psychiatrie gehört“, so Seelbach.

Am Mittwoch hatten die Polizisten, die zuerst am Tatort eingetroffen waren, von einer chaotischen Situation gesprochen. Vom Bahnsteig aus sei ihnen gleich eine blutende Person entgegengekommen, so ein 30 Jahre alter Beamter in seiner Zeugenaussage, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete.

Mehrere Zeugen seien auf ihn zugekommen und hätten gesagt, der Angreifer sitze auf dem Bahnsteig, sagte der Beamte. „Er hat sich nicht bewegt und auch keinen Mucks von sich gegeben.“ Sein Kollege habe den Mann, der blutige Hände und Arme von einer Schnittverletzung hatte, dann gesichert, er selbst habe das Tatmesser aus einem Mülleimer geholt und in den Streifenwagen gebracht.

Anschließend habe er geholfen, Verletzten Erste Hilfe zu leisten. Auf dem Bahnsteig und an der Außenwand des Zuges sei viel Blut gewesen. Der zweite Polizist aus dem zuerst eingetroffenen Streifenwagen sprach von „sehr viel Aufregung auf dem Bahnsteig“ und einer „sehr chaotischen Lage“.

Kerzen und Blumen stehen und liegen Anfang Februar im Bahnhof Brokstedt in einem Wartehäuschen.

© dpa/Marcus Brandt

Das bestätigte auch seine 46 Jahre alte Kollegin. Die Polizistin gab an, sie sei zunächst gar nicht sicher gewesen, ob es sich um den Täter handelte. Die Beschreibung habe aber gepasst. Später hätten Zeugen das bestätigt.

Auf die Frage, was er bloß getan habe, sei von dem Mann als Antwort nur gekommen, „nichts, es ist nichts passiert“, sagte die Beamtin.

Ein 30 Jahre alter Uhrmacher, der im Zug gesessen hatte, berichtete vom Schrei einer Frau, die im Doppelstockwagen die Treppe heruntergestürzt kam. „Ein Schrei, den man hört, wenn jemand um sein Leben schreit, sehr panisch.“

Der Täter sei unmittelbar gefolgt, habe die Frau an der Kapuze ihrer Jacke gehalten und zu Boden gestoßen. „Wenn die Frau nicht gewesen wäre, wäre ich am nächsten gewesen.“ Der 30-Jährige sagte, er erkenne Ibrahim A. eindeutig als den Mann mit dem Messer aus dem Zug wieder.

Wie bereits am ersten Verhandlungstag stritt Ibrahim A. hingegen ab, der Täter zu sein. Als Fotos von der toten Jugendlichen im Zug gezeigt wurden, sagte er, es sei ganz schlimm, was man mit ihr gemacht habe. „Ich war das nicht.“ (lem)

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