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SPIEL Sachen: Der Schreiter und die Steherin

Christine Wahl entdeckt die Fortbewegung im Geiste Giacomettis

Ein hinkend ausschreitender Dieb und eine alte, blinde, wartende Hure – diese beiden sind das großstädtische Personal in Dea Lohers Stück Hund – Petit hommage à Giacometti im Theater unterm Dach (Danziger Straße 101, 2. - 4. November, 20 Uhr). Werkgeschichtlich ist das natürlich durchaus grundsätzlich gemeint – gelten der schreitende Mann und die stehende Frau doch als basale Prinzipien in Giacomettis Arbeit. Die Glücksfindung bleibt dem kunsthistorisch ruhmreichen Paar – gespielt von Ute Lubosch und Daniel Frantisek Kamen – selbstredend verwehrt: In Luzius Heydrichs Inszenierung scheinen unter dem ewigen Grau allenfalls pastellfarbene Augenblicke durch.

Bleibt abzuwarten, ob es den modernen Metropolenbewohnern, die die Woesner Brothers ein paar Straßen weiter zur gleichen Zeit im Kolle 37 (Kollwitzstraße 37, 3.11., 20 Uhr) zum Überlebenstraining für Singles laden, da besser geht. Die Zwillingsbrüder, die ihr Publikum im Sommer gern unter freiem Himmel mit ziemlich schrägen Goethe- und Shakespeare-Parodien belustigen, stürzen sich bei ihrem herbstlichen Trainingsprogramm unter anderem ins anspruchsvolle Rollenfach der männerverschlingenden Staatsschauspielerin a. D. sowie des ranghohen Wissenschaftlers vom „Institut für Zwischenmenschliche Entwicklungshilfe“ Prof. Dr. Tiefgang. Ob ausgerechnet Tiefgang nun allerdings als Königsweg zum Lebensglück taugt, darüber dürfte am Trainingsabend ausgiebig zu diskutieren sein.

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