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Kultur: Leere lassen

Die erste Belastungsprobe ist überstanden.8100 Besucher sahen das Jüdische Museum während der "Langen Nacht der Museen" am Sonnabend.

Die erste Belastungsprobe ist überstanden.8100 Besucher sahen das Jüdische Museum während der "Langen Nacht der Museen" am Sonnabend.Auch die Podiumsdiskussion, die "Schauplatz Museum" am Sonntag abend abschloß, fand mehr Interessenten als vorgesehen.An lange Schlangen vor dem Libeskind-Bau wird man sich wohl gewöhnen müssen.Bei so viel Begeisterung fällt es schwer, noch kritische Töne zu finden - zumal das Podium besetzt war mit dem Architekten selbst, seinem Kollegen Josef P.Kleihues, der 1989 als Jury-Vorsitzender für Libeskinds Entwurf plädierte, mit Tom Freudenheim, stellvertretender Direktor des Museums, Heinrich Wefing von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und Peter Rumpf, Chefredakteur der "Bauwelt" - durchgängig Verteidiger des Baus.

Daß dennoch Schärfen mitklangen, lag nicht zuletzt an der Freude der Herrschaften an Provokation.So plädierte Kleihues dafür, die Einrichtung des Gebäudes dem Architekten selbst zu überlassen."Was sagt der Rechnungshof dazu?" erklang es aus dem Publikum.Peter Rumpf forderte, angesichts des überwältigenden Raumeindrucks, den der leere Bau derzeit biete, ein Stockwerk auf Dauer leer zu lassen: "Platz genug ist ja hier".Und Heinrich Wefing erinnerte angesichts der Frage, ob nicht das Jüdische Museum das eigentliche Mahnmal sei, an die prekäre Lage, daß Libeskind sich mit Bau und Mahnmal-Entwurf gewissermaßen selbst Konkurrenz mache.

Schwierigkeiten werde der überwältigende Bau vor allem machen, wenn er sich als Ausstellungsgebäude bewähren müsse, vermutete der Moderator Thomas Friedrich.Und traf dabei auf den Pragmatismus Tom Freudenheims, der als größten Feind die Zeit nannte: Bis Oktober 2000 soll ein erster Ausstellungsteil stehen.Einwänden angesichts der starken Symbolik des Gebäudes widersprach Libeskind: "Das Verhältnis zwischen nichtjüdischen und jüdischen Deutschen war nie neutral.Der Bau kann es daher auch nicht sein."

CHRISTINA TILMANN

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