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Die Linke und Europa: Integrationsfeindlich

Selbstbewusst reklamiert die Linke für sich, dass sie zur gesamtdeutschen Partei geworden ist. Doch die Wahl der Europaliste an diesem Wochenende hat gezeigt, wie tief die Risse sind, die noch durch die Partei gehen.

Selbstbewusst reklamiert die Linke für sich, dass sie zur gesamtdeutschen Partei geworden ist. Doch die Wahl der Europaliste an diesem Wochenende hat gezeigt, wie tief die Risse sind, die noch durch die Partei gehen. Bei der Auswahl der Kandidaten fürs Europaparlament stand die regionale Herkunft stärker im Vordergrund als die Eignung. Die Delegierten folgten brav der Vorgabe von Parteichef Oskar Lafontaine, dass kein ostdeutscher Kandidat einen West-Bewerber aus dem Rennen werfen darf. Ihnen war es wichtiger, den komplizierten Proporz zwischen Ost und West zu wahren, als ausgewiesene Europapolitiker auf die vorderen Plätze zu wählen. Im Ergebnis führt das dazu, dass die Parteilinke, die im Westen stärker verankert ist, die Liste dominiert. In Essen haben sich die Kräfte durchgesetzt, die auf radikale Kritik an Europa setzen, statt differenziert für die europäische Integration zu werben. Spitzenkandidat Lothar Bisky wird deshalb mit einer Mannschaft in den Wahlkampf ziehen müssen, auf der Personen mit Ausstrahlung fehlen. Dass die Linke langjährige Europaabgeordnete und überzeugte Europäer wie André Brie und Sylvia-Yvonne Kaufmann abservierte, die sich mit ihrer Arbeit in Straßburg und Brüssel auch über die Parteigrenzen hinweg Respekt verschafft haben, ist nicht nur bedauerlich, sondern auch unklug. Wer sich im Wahlkampf als pro-europäische Partei profilieren will, sollte in Zukunft bei der Kandidatenauswahl nicht so einseitig entscheiden. ce

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