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Politik: Die Stimme ihres Herrn

Berlusconis „Forza Italia“ feiert Geburtstag – und bejubelt den Chef

Es begann vor zehn Jahren am 24. Januar 1994. Silvio Berlusconi, Eigentümer von drei national ausstrahlenden Fernsehsendern, hatte angewiesen, zur besten Sendezeit eine Botschaft auszustrahlen. Darin verkündete der Medienzar im dunklen Zweireiher und mit rabenschwarz gefärbten Haaren: Es sei eine neue Partei gegründet worden, mit Namen „Forza Italia“, „Vorwärts Italien“. Diese, erklärte ihr Chef Berlusconi, wolle Italien aus den Händen der Kommunisten befreien und in die glorreiche Zukunft einer liberalen Demokratie führen. Viele lachten damals. Aber knapp zwei Monate später gewann „Forza Italia“ auf Anhieb die Parlamentswahlen.

Italiens Premier entschied, dass zehn Jahre Parteigeschichte – und damit sein Einstieg in die Politik – Grund genug sind für ein großes Fest. So lud Berlusconi am Samstag rund 5000 Anhänger in den römischen Kongresspalast. Parteichöre sangen die Parteihymne, die aus der Feder Berlusconis stammt. Im Zentrum des Festes stand der Parteichef, der sich vor zehn Jahren selbst „Unto del Signore“, der Gesalbte des Herrn, nannte. Seine Rede, die der Berlusconi-Sender Rete4 live übertrug, war eine Generalabrechnung mit dem „politischen Feind“. Die Opposition habe ihre „schlechten Angewohnheiten“ nicht verloren, ihre Gegner mit Hilfe der Justiz „auszuschalten“, wetterte der Regierungschef.

Die Linke habe versucht, sich zu verkleiden, sie habe sich liften lassen, habe aber damit keinen Erfolg gehabt, fuhr Berlusconi fort. Er spielte auf die Berichte über eine Schönheits-OP an. Seit Ende Dezember war er nicht mehr öffentlich aufgetreten, am Freitag hatte er sich verjüngt der Presse gezeigt. Das Parteivolk indes jubelte, alles andere wäre erstaunlich gewesen. Innerparteiliche Demokratie wird bei „Forza Italia“ klein geschrieben, die Partei erinnert an eine straff organisierte Firma. Kandidaten für politische Ämter werden „aneinander angepasst“, wie es heißt. Das bedeutet: Wer Karriere machen will trägt schwarze Anzüge und Krawatten wie der Parteichef. Immer lächeln und dynamisch wirken, gefärbte Haare und ein Face- Lifting bei älteren Kandidaten schaden nicht. „Er ist der Gott“, spottete der italienische Schriftsteller Umberto Eco, „er ist die Sonne, um die sich diese seltsame Partei dreht“.

Thomas Migge[Rom]

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