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Stichwahl um das Präsidentenamt in Kroatien: Der sozialdemokratische Ex-Regierungschef Zoran Milanovic gewann gegen die konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarovic (Archiv).

© Darko Bandic/AP/dpa

Sozialdemokrat Milanovic gewinnt gegen Amtsinhaberin: Kroatien hat einen neuen Präsidenten

Ex-Regierungschef Milanovic setzte sich bei der Stichwahl in Kroatien um das Präsidentenamt durch. Kritiker bemängeln einen inhaltlich schwachen Wahlkampf.

Bei der Präsidentschaftswahl in Kroatien hat der sozialdemokratische Ex-Regierungschef Zoran Milanovic die konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarovic Nachwahlbefragungen zufolge besiegt. Milanovic kam in der Stichwahl am Sonntag auf 53,25 Prozent der Stimmen, Grabar-Kitarovic auf 46,75 Prozent, wie der Fernsehsender HRT meldete. In der ersten Wahlrunde im Dezember war Milanovic bereits mit knapp 30 Prozent auf den ersten Platz gekommen.

Die Stichwahl fand kurz nach der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Kroatien für das erste Halbjahr 2020 statt. 3,8 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen. Zweieinhalb Stunden vor Schließung der Wahllokale lag die Wahlbeteiligung bei knapp 44 Prozent und damit rund fünf Prozentpunkte unter der Beteiligung von 2014.

Die 51-jährige Grabar-Kitarovic ist seit 2015 Präsidentin. Sie warb im Wahlkampf als „Frau des Volkes“ für ein „geeintes Kroatien“. Ihr Herausforderer Milanovic richtete den Fokus hingegen eher auf Europa, in dem Kroatien um seinen Platz kämpfen müsse.

Obwohl die Rolle des Staatsoberhauptes in dem Balkanland auf weitgehend repräsentative Aufgaben beschränkt ist, könnte das Ergebnis eine Signalwirkung für die politische Ausrichtung des Landes haben. Die Niederlage von Grabar-Kitarovic gilt auch als Schlag für den amtierenden Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic, dem in diesem Jahr noch eine Parlamentswahl bevorsteht.

Wahlkampf als Gradmesser der Stärke zwischen linkem und rechtem Lager

Im Wahlkampf spielten Themen wie die ineffiziente Regierungsführung und massive Auswanderung eine große Rolle. Grabar-Kitarovic war mit dem Bonus der amtierenden Präsidentin ins Rennen gegangen. Kritiker bemängelten jedoch, sie mache nicht einzuhaltende Versprechungen und biedere sich an.

Der Sozialdemokrat Milanovic wiederum versprach „Normalität“ angesichts der von der politischen Rechten geführten „Scheindebatten“ über die Landesgeschichte. Kroatien müsse den Krieg gegen Serbien, der dem Land von 1991 bis 1995 Tod und Verwüstung, aber auch die Unabhängigkeit gebracht hatte, endlich hinter sich lassen.

Die Wahl galt auch als Indikator für die Stärke des rechten und des linken Lagers vor den Parlamentswahlen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte. Kroatien trat 2013 der EU bei. Seine stark vom Tourismus abhängige Wirtschaft bleibt eine der schwächsten in dem Staatenverbund. Das Land leidet unter einer starken Abwanderung seiner Bürger in reichere EU-Mitgliedstaaten. (AFP, dpa)

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