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Politik: Modellversuch soll im Herbst beginnen - Zustimmung des Bundesrates notwendig

Die Bundesregierung will den Missbrauch von Heroin mit einem in Deutschland neuartigen Modellversuch bekämpfen und damit den Schwerstdrogenabhängigen helfen. Das kündigte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Christa Nickels (Grüne), am Wochenende in Berlin an.

Die Bundesregierung will den Missbrauch von Heroin mit einem in Deutschland neuartigen Modellversuch bekämpfen und damit den Schwerstdrogenabhängigen helfen. Das kündigte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Christa Nickels (Grüne), am Wochenende in Berlin an. Der auf drei Jahre angelegte "Modellversuch heroingestützte Behandlung" soll im Herbst in mehreren Städten beginnen.

"Wir hoffen, dass wir dann nach drei Jahren eine Form von Behandlung haben für die Gruppe von Heroinabhängigen, die wir bislang nicht einmal mit der Methadon-Substitution erreichen konnten und aus denen sehr viele Drogentote zu beklagen sind", sagte Nickels, die auch Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung ist.

An dem Modellversuch werden sich nach ihren Angaben die Städte Hamburg mit 300 Klienten, Hannover mit 75 bis 100 und Frankfurt/Main mit 150 sowie München und Karlsruhe mit jeweils 25 Patienten beteiligen. Entsprechende Beschlüsse gibt es ferner in Essen und Köln. Düsseldorf hat inzwischen seine Entscheidung wieder rückgängig gemacht. Nickels nannte es einen Skandal, dass die CDU dies mit Hilfe einer Stimme der Republikaner durchgesetzt hat.

Studien zufolge gibt es in Deutschland etwa 6,7 Millionen Bürger im Alter von zwölf bis 59 Jahren, die Erfahrung mit Drogen haben. Die Zahl der Heroinkonsumenten wurde zuletzt auf 80 000 geschätzt. 1998 war die Zahl der Drogentoten um 11,5 Prozent auf 1674 gestiegen. Auch 1999 gab es - wenngleich bei geringerem Anstieg - nach vorläufigen Erkenntnissen erneut mehr Tote.

Viele der an ihrer Sucht Gestorbenen seien schwer und seit langer Zeit von Heroin abhängig und "weit unten in der Verelendungsspirale" gewesen, sagte Nickels. Ein Problem sei der zunehmende Mischkonsum. "Es gibt keinen Königsweg, um Drogenabhängigen aus der Sucht zu helfen. Jeder Weg in die Sucht ist individuell", sagte sie. Wichtig sei, den "Reformstau" bei den "Überlebenshilfen" aufzulösen. Ein Weg sei die vom Bundestag bereits verabschiedete rechtliche Absicherung von Räumen für einen kontrollierten Drogenkonsum ("Fixerstuben").

Wenn der Bundesrat im Februar dem Gesetz zustimmt, können die 13 bestehenden Drogenkonsumräume "auf rechtlicher einwandfreier Grundlage arbeiten", sagte Nickels. Nach den Vorgaben des Gesetzes gibt es für diese "Fixerräume" eine ständige Notfallbereitschaft und psycho-soziale Betreuung. Erst- und Gelegenheitskonsumenten erhalten keinen Zugang.

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