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Politik: Öcalans Verwirrspiel in Europa verärgert türkische Regierung

DEN HAAG/ISTANBUL (güs).Mit einer spektakulären Aktion hat PKK-Chef Öcalan sich am Montag in der Öffentlichkeit zurückgemeldet und erneut diplomatische Verwicklungen ausgelöst.

DEN HAAG/ISTANBUL (güs).Mit einer spektakulären Aktion hat PKK-Chef Öcalan sich am Montag in der Öffentlichkeit zurückgemeldet und erneut diplomatische Verwicklungen ausgelöst.Der von der Türkei gesuchte Kurdenführer versuchte, nachts mit einer Privatmaschine in die Niederlande einzureisen.Den Haag verbot dem seit Wochen untergetauchten Öcalan die Landung in Rotterdam.Nach Angaben seiner Anwältin wollte er den Schiedshof um Vermittlung im Kurdenkonflikt bitten.Das Flugzeug sei nach Athen geflogen, dort wurde die Ankunft dementiert.Ankara warnte alle Länder davor, Öcalan aufzunehmen.

Der türkische Ministerpräsident Ecevit mahnte: "Öcalan willkommen heißen bedeutet, Komplize seiner Verbrechen zu werden".In der Türkei flammte nach dem Vorfall eine Debatte über das Verhältnis des Landes zu Westeuropa auf.

Am Nachmittag erklärte der niederländische Justizminister Korthals Öcalan zum "unerwünschten Ausländer".Auch bei einem weiteren Einreiseversuch werde er abgewiesen.In der Nacht war das Verbot mit luftfahrttechnischen Gründen begründet worden; der Flug sei nicht angemeldet gewesen.Etwa 200 Anhänger hatten vergeblich auf dem Flugplatz in Rotterdam auf Öcalan gewartet.

Öcalans Anwältin Britta Böhler berichtete, ihr Mandant habe das Internationale Schiedsgericht zur Vermittlung zwischen der türkischen Regierung und dem kurdischen Volk anrufen wollen.Das Schiedsgericht kann zur Regelung internationaler Konflikte nicht nur von Staaten angerufen werden.Allerdings müssen die Konfliktparteien damit einverstanden sein.

Nach dem vergeblichen Einreiseversuch ging das Rätselraten über den Aufenthaltsort erneut los."Wir glauben nicht, daß es nützlich oder angebracht wäre, wenn Öcalan nach Griechenland käme", erklärte ein griechischer Regierungssprecher.Athen sei nicht daran interessiert, die ohnehin schwierigen Beziehungen zur Türkei durch die Kurdenfrage zu belasten.Im übrigen sei Asyl für ihn bereits in den vergangenen Wochen abgelehnt worden.Unterdessen spekulierte der Fernsehsender NTV, Öcalans Flugzeug könne in Dänemark gelandet sein.

Ministerpräsident Ecevit sagte in Ankara, wichtig sei, daß sich kein Land finde, das Öcalan aufnehmen wolle.Am Vorabend hatte er gemutmaßt, Öcalan sei noch in Italien.Rom bestritt dies.Öcalan werde es auch nicht mehr erlaubt, nach Italien zurückzukehren.Er hatte im November in Italien um politisches Asyl ersucht.

Vor rund zwei Wochen soll der PKK-Chef nach zweimonatigem Aufenthalt außer Landes gebracht worden sein.Er war bei seiner Einreise im November festgenommen worden, weil ein deutscher Haftbefehl vorlag.Deutschland beantragte aus Furcht vor Krawallen keine Auslieferung.Italien setzte Öcalan auf freien Fuß, gewährte ihm aber kein Asyl.Sein Zufluchtsort blieb unbekannt.Die Türkei fordert seine Auslieferung, sie wirft ihm terroristische Straftaten vor.Weil ihm dafür die Todesstrafe droht, lehnte Rom die Auslieferung ab.Die Türkei sieht in Öcalan den Urheber des bewaffneten Unabhängigkeitskampfes der Kurden im Südosten der Türkei und macht ihn in diesem Zusammenhang für den Tod von 31 000 Menschen mitverantwortlich.

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