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Links und rechts der Langen Brücke: Farbenlehre

H. Mier über die Probleme, die das „Cafè Olga“ mit den eigenen Gästen hat

Das „Cafè Olga“ in der Charlottenstraße ist derzeit geschlossen. Nicht das Ordnungsamt hat dies verfügt – es war eine Entscheidung der Betreiber. Der Grund: Pöbeleien, Beschimpfungen und die mutwillige Zerstörung der Kneipeneinrichtung haben das Team vom Verein Neue Farben e. V. offenbar zermürbt.

Die Entscheidung, das „Olga“ dicht zu machen, dürfte dem Team nicht leicht gefallen sein. Schließlich steckt hinter Neue Farben e.V. eine Idee. Das „Café Olga“ soll Treffpunkt für sozial Schwache sein, für Jugendliche aus dem linken Spektrum, soziokulturelle Anlaufstelle, in der für wenig Geld Halt und Unterhaltung geboten wird. Die Vereinsmitglieder haben das Café ehrenamtlich betrieben, argwöhnisch beobachtet von Behörden und Instanzen – weil die Klientel problematisch ist. Doch das „Café Olga“ , das ja von Anfang an auf die Problemkinder dieser Stadt ausgerichtet war, war immer von Schließung bedroht – wegen der Klientel. Biertrinkende Jugendliche vor dem Haus in der Charlottenstraße, ruhestörender Lärm, das Provozieren von Passanten durch die Gäste formten ein Negativ-Image, das am Ende sogar zu falschen Beurteilungen führte. Nachdem in der Silvesternacht 2004/2005 Gäste des „Café Olga“ Auseinandersetzung provoziert hatten, war es nach den Randalen der jüngsten Silvesternacht überhaupt nicht verwunderlich, das diese wiederum vom „Café Olga“ ausgegangen sein müssten. Doch am Silvestertag hatte das Café geschlossen – aus Angst vor den eigenen Gästen. Dass einzelne Jugendliche das Angebot von Neue Farben e.V. derart missbrauchen, sich im „Café Olga“ eine Atmosphäre kollektiver Verachtung bürgerlichen Lebens breit macht und der Anarchismus so weit geht, selbst die eigene Kneipe zu zerstören, zeigt nur, wie wichtig der Verein Neue Farben e.V. eigentlich ist. Noch hat das Olgateam nicht aufgegeben, sucht den Dialog mit den Gästen.

Wenn es gelingen sollte, Respekt für die Arbeit des Vereins und die Bemühungen um kulturelle und politische Angebote zu wecken und auch Achtung vor dem Eigentum anderer – dann bestünde auch die Chance, dass die Gäste diese Werte verinnerlichen und mit hinaus auf die Straße nehmen. Gelingt es nicht, wird das „Café Olga“ wohl endgültig dicht machen müssen. Die Potsdamer Gesellschaft ist nicht intolerant, aber permanente Missachtung der öffentlichen Ordnung wird auf Dauer nicht hingenommen.

Am kommenden Dienstag will das „Café Olga“ wieder öffnen. Man darf gespannt sein, ob das politische Projekt Neue Farben e.V. noch eine Chance bekommt.

H. Mier

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