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Landeshauptstadt: Filter kontra Rußschleuder

Vier ViP-Busse mit Partikelfiltern / Ende Februar alle neueren Fahrzeuge umgerüstet

Babelsberg - Peter Kaufmann dreht mit dem Gelenkbus eine Runde auf dem Betriebshof des Verkehrsbetriebes (ViP). Er schaut auf den Kilometerzähler und als der auf Null schnappt, gibt er Hupsignal. Die Mitfahrenden klatschen Beifall. Kaufmann sitzt 17 Jahre hinterm Lenkrad, doch das ist eine Premiere: Ein Bus, der eine Million Kilometer erreicht hat.

„Das zeigt, dass die ViP-Instandsetzung beim Verkehrsbetrieb ein hohes Niveau hat“, lobt ViP-Geschäftsführer Martin Weis. Werkstatt-Leiter Karl-Heinz Rajeski hört die Anerkennung gern. Immerhin liegt die übliche Laufleistung bei 750 000 Kilometern. Doch viel sparen kann die Verkehrsgesellschaft mit solchen Extremen nicht. „Die Instandhaltungskosten fressen den vermeintlichen Vorteil auf“, erklärt der Geschäftsführer und zeichnet eine „Badewanne“ an die Bus-Scheibe. „So etwa müssen Sie sich die Kostenentwicklung eines Fahrzeuges mit steigender Laufleistung vorstellen.“ Am Ende geht die Kurve steil nach oben.

Der Kilometer-Millionär unter den Niederflur-Gelenkbussen erhielt am 14. Oktober 1993 seine Zulassung. Er verfügte von Anfang an über eine elektrisch betätigte Rampe. Sein Hubraum beträgt zwölf Liter und die Leistung 184 Kilowatt. Motor- und Getriebequalität sind zwar unübertroffen, doch die Umweltbelastung sei nicht mehr vertretbar, zumal die älteren Baujahre nicht mit Rußfiltern umgerüstet werden können, so Weis.

Von den dreißig ViP-Bussen sind jetzt lediglich vier mit Rußpartikelfiltern umgerüstet. Kostenpunkt pro Fahrzeug: 8 000 Euro. Werkstattleiter Rajeski zeigt die voluminöse Filtereinrichtung am linken Heck eines Busses und erklärt dessen Funktion: Die Abgase durchströmen ein Sintermetall-Röhrensystem und der daran haftende Ruß wird „nachverbrannt.“ Rajeski hält bei laufendem Motor ein weißes Küchentuch aus Zellstoff vor das Auspuffrohr: Es bleibt weiß. Anders als die Filter in der Luftmessstation in der Zeppelinstraße: Sie sind kohlrabenschwarz. Es bleibt viel zu tun.

Der Verkehrsbetrieb will jedenfalls die „Feinstaubproblematik“ für seine Fahrzeuge in absehbarer Zeit lösen. Wie Weis informiert, laufen derzeit die Ausschreibungen für vier neue Busse, die natürlich nach dem modernsten Umwelt-Standard ausgerüstet sind. Für die ViP ist das eine Rieseninvestition, denn ein neuer Bus kostet um die 340 000 Euro.

Darüber hinaus will Weis alle vorhandenen Fahrzeuge „der neueren Baujahre“ mit Rußpartikelfiltern ausrüsten lassen. Den Einbau übernimmt die Vertragswerkstatt in Spandau. Insgesamt kostet die Umrüstung 160 000 Euro. Übrig bleiben vorerst zehn „Rußschleudern“, darunter auch der Kilometer-Millionär mit dem Kennzeichen P-AV 956. Nach und nach werden die Veteranen aus dem Verkehr gezogen. Unter Umständen findet sich für die Altfahrzeuge ein Abnehmer. Zwischen fünf- und zwanzigtausend Euro sind hierfür noch zu erzielen.

Günter Schenke

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