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Landeshauptstadt: Gut ins eigene Unternehmen gelotst

Existenzgründerinnen und -gründer aus den BIAW-Projekt trafen sich zum Erfahrungsaustausch / 106 starteten 2004/05 erfolgreich

Der Potsdamer Dieter Lehmann (56) ist Jurist. Doch die Berliner Kanzlei, für die er arbeitete, wurde geschlossen. „Ich habe mir keine Illusionen gemacht, dass mich in meinem Alter noch jemand einstellt.“ Zu Hause sitzen wollte der reiselustige Sporttaucher aber auch nicht. Und so überlegte er, ob er seine Hobbys nicht zum Beruf machen könnte. Er gründete ein Reisebüro, dass sich neben dem allgemeinen Programm vor allem auf Tauchreisen und eine ganz individuelle Betreuung der Kunden spezialisiert hat. Am 1. Dezember 2005 meldete Lehmann sein Gewerbe an und ist damit vom Datum her einer der jüngsten Existenzgründer, die sich durch den Lotsendienst der Stadt Potsdam, angesiedelt beim Aus- und Weiterbildungsinstitut BIAW in Babelsberg, haben fit machen lassen.

Gestern trafen sich die Neustarter, um Erfahrungen auszutauschen und das Geschäftsumfeld mit Partnern aus der Wirtschaft, der Finanzwelt und Verbänden auszuloten. „Wenn jemand sein Unternehmen gegründet hat, hört die Betreuung eigentlich auf“, erläutert BIAW-Geschäftsführerin Eva-Marie Meißner die Arbeit des Lotsendienstes, der vom Europäischen Sozialfond gefördert wird. „Vielleicht braucht der eine oder andere aber doch noch Hilfe.“ Die anzubieten, auch dazu sollen die Treffen dienen. Den Lotsendienst beim BIAW gibt es seit anderthalb Jahren und bereits 160 Existenzgründerinnen und -gründer haben den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. In diesem Jahr will das Institut weiteren 80 Gründungswilligen zur Seite stehen. In Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur, Stadtverwaltung, Unternehmervertretungen und Banken bietet der Lotsendienst umfangreiche Unterstützung von allgemeiner Beratung bis zum Einzelcoaching an. Da werden verborgenen Talente freigelegt, es wird aber auch mit Steuerrecht und Betriebsführung vertraut gemacht. „Wir achten darauf“, meint BIAW-Geschäftsführerin Eva-Marie Meißner, „dass sich zum Topf immer der richtige Deckel findet.“ Die Tätigkeitsfelder sind sehr breit gefächert, zu 50 Prozent wird der Dienstleistungssektor bedient, es folgen mit zwölf Prozent Handwerk und Handel, aber auch Sport, Gesundheit und Kunst haben ihren Platz. Sieht man sich die Berufe an, so reichen die Existenzgründungen von der Büroorganisation bis zu mobilen Friseurleistungen, vom Schreibbüro bis zur Ausbildung von Dressurpferden, vom online-Handel bis zum Trockenbau.

Claudia Gebur (54) aus Kleinmachnow hat sich zum Beispiel für soziale Dienste entschieden, die sehr stark nachgefragt sind. „Ich hatte auch vorher schon Senioren betreut“, meint sie. Wieso kann man das nicht zum Beruf machen, habe sie sich gedacht und Ende 2004 ihr Gewerbe angemeldet. Inzwischen ist Claudia Gebur gut ausgebucht, hilft alten Menschen beim Einkauf, putzt Fenster, sitzt auch an Krankenbetten und organisiert Ausfahrten für gebrechliche Menschen. Und dabei entstünde immer auch Verbundenheit, sagt sie liebevoll.

International geht es dagegen bei Heike Russo aus Neufahrland zu. Sie hat vor kurzem ihr deutsch-italienisches Studium in Rom beendet und möchte nun umschichtig die Sprachen vermitteln und Studienprojekte der beiden Länder koordinieren.

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