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Luzia (13) schießt ein Selfie vor der Wärmebildkamera, einem der neuen Exponate im Extavium.

© Andreas Klaer

Potsdamer Extavium wieder geöffnet: Wärmebild-Kamera, Podcast-Sessel – und bald soll es auf den Mars gehen

Über 80 Exponate wecken in dem Mitmach-Museum nach einem Umbau die Neugier auf Wissenschaft. Was sich verändert hat und was das Team noch plant.

Beim Extavium hat man noch große Pläne für dieses Jahr: „Wir werden auf jeden Fall noch auf dem Mars spazieren gehen“, verspricht Gerald Siegert. Also, natürlich nicht wortwörtlich, sondern mit Hilfe einer Virtual-Reality-Brille. Siegert ist Geschäftsführer der Kinderwelt gGmbH, die seit 2020 Träger des Mitmach-Museums in Potsdams Innenstadt ist. Seit dem 26. Dezember war das Extavium wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Am Montag (30. Januar) öffnet es wieder, um mit neuen Exponaten Neugier an Wissenschaft zu wecken.

Während der Renovierung hat das Architekturbüro Werkgruppe Kleinmachnow den großen Ausstellungsraum komplett neu gestaltet. Schallschluckende Seitenwände, konstruiert aus recycelten PET-Flaschen, schaffen einen angenehmen Raumklang. In einer neu eingerichteten Leseecke liegen Bücher aus und ein Café-Bereich lädt Eltern zum Verweilen ein. Wobei auch Erwachsene an den inzwischen über 80 Exponaten einiges lernen können.

Über 80
Exponate gibt es im Extavium

Einige davon haben Mitarbeitende selbst konstruiert, zum Beispiel der Podcast-Sessel direkt am Eingang des Museums. Der junge Physiker Max Kuhn, Tutor im Extavium, hat daran mitgearbeitet. Wer hier Platz nimmt und sich entspannt anlehnt, kann eine bunte Auswahl wissenschaftlicher Podcasts hören – vorausgesetzt, man hält sich die Ohren zu.

Hören mit dem Hinterkopf

Wie kann das sein? Auf Kopfhöhe des Sessels ist ein Lautsprecher angebracht. Wenn kein Schall aus der Außenwelt das Ohr erreicht, breitet sich der Sound aus dem Lautsprecher über die Schädelknochen bis in den Gehörgang aus, erklärt Kuhn. „Man hört quasi mit dem Schädel“, so der Tutor.

Extavium-Tutor Max Kuhn neben dem Hohlspiegel, einem der Exponate..

© Andreas Klaer

Ein neues Exponat, auf dass das Extavium-Team besonders stolz ist, ist die Wärmebild-Kamera: Auf einem großen Bildschirm zeigen farbige Flecken an, wo es besonders warm ist. Das sieht nicht nur interessant aus, sondern ermuntert direkt zum Experimentieren: Wie lange lässt sich die Wärme eines Handabdrucks nachweisen? Vor dem Wärme-Bildschirm steht ein Steinklotz um es direkt zu testen. Wird das Smartphone auf der Wärmekamera anders dargestellt, wenn es ausgeschaltet ist? Okay, offenbar nicht. Aber wieso? „Das Handy wird in der Hosentasche ja schon gut gewärmt“, erklärt Kuhn. „Aber wenn man ein für das Handy anspruchsvolles Programm startet, kann man dank der Wärmekamera genau erkennen, wo der Prozessor des Gerätes ist“, sagt er.

Haptik und Ausprobieren gehören zum Lernen dazu.

Max Kuhn, Tutor im Extavium

Andere Exponate führen in das Reich der Biologie: Auf einem aus Hanf-Spanplatten hergestellten Tisch steht ein Terrarium mit Heuschrecken, daneben ein Aquarium mit Algen. „Algen sind extrem nährstoffreich, gleichwohl in der Aufzucht aber sehr genügsam“, erklärt Kuhn. Über eine Apparatur am Tisch können Kinder die Algen mit Licht und Kohlendioxid versorgen, letzteres mit Hilfe der eigenen Atemluft.

Den Spaß am Lernen wecken

„Haptik und Ausprobieren gehören zum Lernen dazu“, sagt Kuhn. Der spielerische Aspekt des Lernens komme seiner Erfahrung nach im Schulunterricht häufig zu kurz. „Genau das versuchen wir aufzubrechen und Spaß am Lernen zu wecken“, sagt er. Selbstverständlich könne ein Besuch im Extavium den schulischen Physik-Unterricht nicht ersetzen. „Aber hier können die Kinder durch Ausprobieren eigene Erfahrungen sammeln und Im Idealfall werden ihnen dann manche Phänomene aus dem Unterricht bekannt vorkommen“, hofft Kuhn.

Dem jungen Physiker bedeutet die Arbeit im Extavium viel: „Ich finde es enorm wichtig, den Kindern all das hier zu zeigen. Denn damit sie sich später eine Meinung bilden können, müssen sie ja erst einmal wissen, wie die Dinge funktionieren“, sagt er. Das gelte insbesondere auch für umstrittene Technologien wie Kernkraft.

Der vierjährige Bela mit seinem Papa vor dem Hohlspiegel im Extavium.

© Andreas Klaer

Auch diese wird im Extavium anschaulich erklärt: Ein Exponat zeigt schematisch ein Atomkraftwerk. Kleine Punkte, die Neutronen, fliegen herum und spalten sich auf in mehrere kleine Punkte – das ist die Kernspaltung. Diese erzeugt Hitze, aus der dann Strom gewonnen wird. Um zu verhindern, dass die Hitze einen kritischen Wert übersteigt, muss man die Kühlstäbe rechtzeitig ins Wasser lassen. Funktionsweise, aber auch Risiko von Atomenergie werden so in wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht erklärt.

Neues Extavium in fünf Jahren

Und wann geht’s jetzt zum Mars? Die Auseinandersetzung mit dem roten Nachbarplaneten ist für den Herbst geplant, berichtet Kinderwelt-Chef Gerald Siegert. Der Weltraum und seine unendlichen Weiten sei für dieses Jahr das Leitthema im Extavium, so Siegert. „Wir planen zum Beispiel einen Raumschiff-Simulator“, erzählt er. Damit könnten Kinder probeweise die großen Herausforderungen des Astronauten-Daseins erproben – zum Beispiel das Andocken an die Raumstation ISS.

Für Siegert ist die Renovierung des Extavium nur die Vorstufe für die nächsten Schritte: In fünf Jahren soll das Mitmach-Museum nämlich in den Filmpark Babelsberg umziehen, fünf Etagen sind geplant. „Wir erarbeiten gerade das Konzept“, sagt Siegert.

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