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Sport: Später Lohn

Peter Könnicke, der einst zu Olympia wollte, trug gestern das olympische Feuer durch Berlin

Peter Könnicke, der einst zu Olympia wollte, trug gestern das olympische Feuer durch Berlin Von Michael Meyer Manchmal gibt es so etwas wie späte Genugtuung. Peter Könnicke erlebte sie gestern nachmittag, als er durch Berlin trabte. Es waren nur 400 Meter – aber der Potsdamer trug dabei das Olympische Feuer für die am 13. August beginnenden Spiele in Athen. Könnicke gehörte zu den 132 Läufern, die das Feuer über eine 51 km lange Strecke bis zum Pariser Platz brachten. Kathrin Boron von der Potsdamer Ruder-Gesellschaft, die erfolgreichste Skullerin aller Zeiten, hatte als Startläuferin der Staffel durch die Berliner City die Flamme im Olympiastadion entzündet und die ersten Meter hinein in die Stadt befördert. Auf dem Columbiadamm zwischen Flughafen Tempelhof und dem Volkspark Hasenheide war es Peter Könnicke, der nach Ex-Turnerin Karin Janz das Feuer auf dessen Weltreise durch alle bisherigen Olympiastädte der Neuzeit durch ein Spalier begeisterter Schaulustiger trug. „Und es war etwas Tolles, Bedeutendes für mich“, gestand der 34-Jährige. „Das ist ein später Lohn für mich.“ Um das zu verstehen, muss man Peter Könnickes sportliche Vergangenheit kennen. Der gebürtige Riesaer, der seit den 70er Jahren in Wiesenburg beheimatet war, kam 1986 als hoffnungsvoller Langstreckenläufer auf die damalige Potsdamer Kinder- und Jugend-Sportschule. Bei Dieter Hogen trainierte er zusammen mit der späteren Berlin-, Boston- und New- York-Marathonsiegerin Uta Pippig; mit ihr und „Jimmy“ Hogen – die beiden leben inzwischen in Boulder (US-Bundesstaat Colorado) oder in Neuseeland – hält Könnicke noch heute freundschaftliche Kontakte. Auch der junge Läufer wollte hoch hinaus, wurde nach der politischen Wende und seinem Wechsel zum SC Charlottenburg mehrfacher Berliner Meister auf verschiedenen Strecken, 1991 Sechster der Deutschen Meisterschaften über 5000 m und 1993 Deutscher Cross-Meister mit der Mannschaft. Der große internationale Druchbruch aber wollte dem 1,77-Meter-Mann nicht gelingen, obwohl er mehrfach anklopfte. 1991 beispielsweise, als er im niederländischen Hengelo beim dortigen renommierten internationalen Sportfest – Könnicke: „Mein schönstes und zugleich tragischstes Erlebnis.“ – hinter dem in 27:06 Minuten superschnellen Richard Chelimo (Kenia) als vermeindlich Siebenter das Ziel durchlief. „Ich wollte in diesem Wahnsinnsrennen unter 29 Minuten bleiben, aber die zunächst für mich offiziell registrierte Endzeit von 27:54 Minuten ließ mich mein großes Missgeschick sofort erahnen: Ich war schlicht eine Runde zu wenig gelaufen, was zunächst unbemerkt blieb. Erst als ich selbst den Irrtum aufklärte, wurde ich von der Ergebnisliste gestrichen “ 1996 hängte der Potsdamer die Laufschuhe an den Nagel; „verletzungsbedingt und weil ich erkannt hatte, dass wir zwar bei Jimmy unter Weltklasse-Bedingungen auf hohem Niveau trainierten, meine Leistungen aber nur zu nationalen Spitzenleistungen reichten“, so Könnicke, der sich daraufhin der beruflichen Orientierung widmete. Seit 1997 ist er den PNN-Lesern als Lokalredakteur für das Potsdamer Umland bekannt. „Als ich damals aufhörte, war mir durch Frust und Enttäuschung die Lust am Laufen erstmal gründlich vergangen“, gestand Könnicke. Durch traditionelle Volksläufe in der Umgebung wie im Wildpark, in Töplitz, Caputh und Rehbrücke gewann er aber den Spaß am Laufen zurück. Kürzlich absolvierte er in Moritzburg einen Marathon in 2:50 Stunden, 2005 reizt ihn der Swiss-Alpin-Marathon mit 76 km durch die Alpen. Gestern aber, nach 400 Metern durch Berlin, atmete er ebenfalls tief durch. „Ich habe früher immer von Olympia geträumt und hart darauf hin trainiert, ohne dass es klappte. Heute die Olympiaflamme getragen zu haben, das ist für mich noch nachträglich ein bisschen Entschädigung für das damalige Schinden.“

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