zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Stiftungs-Technologiezentrum insolvent

PanMedium musste aufgeben / ILB fordert mehrere Millionen zurück / Mieter sind ausgezogen

PanMedium musste aufgeben / ILB fordert mehrere Millionen zurück / Mieter sind ausgezogen Bornstedter Feld – Die anfängliche Erfolgsgeschichte der PanMedium-Stiftung mit ihrem Technologiezentrum in den Roten Kasernen ist vorerst gestoppt. Nach Investitionen von gut 15 Millionen Euro seit August 2000 wurde vergangene Woche ein Insolvenzverfahren gegen die Stiftung und deren Betriebsgesellschaft eröffnet. Diese hatte vor mehr als vier Jahren zwei Gebäude des Kasernenkomplexes in der Nedlitzer Straße gekauft und aufwendig saniert. Ziel der Stiftung war es, ein Forschungs-, Innovations- und Kommunikationszentrum für Wissensindustrie zu errichten und zu betreiben. Inzwischen fordert die InvestitionsBank des Landes Brandenburg (ILB) ihre Zuschüsse zurück. Insgesamt wurden mehr als 10 Millionen Euro zugesagt. Die bei PanMedium ansässige Firmen sind weitestgehend ausgezogen. Förderndes Mitglied der nun insolventen Stiftung ist auch die Stadt Potsdam. Aus dem Rathaus heißt es dazu, die Stadt sei ohne Stimmrecht und habe „nur“ informelle Förderung betrieben. Nun sei man mit den Stiftern im Gespräch, um das Gelände sowie den Superrechner im Keller, dem Herzstück der Stiftung, mit seiner PanMedium-Betriebsgesellschaft, zu erhalten. Der Rechner als Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens, untergebracht auf 140 Quadratmetern im Keller und vor beinahe jeglicher Art von Außeneinwirkung geschützt, diente elf ansässigen Firmen als Basis der Arbeit. Am Wochenende nun zog auch die „RSS – Remote Sensing Solutions GmbH“ aus dem Komplex im Bornstedter Feld aus und ins Potsdamer Zentrum für Technologie an der Kirschallee ein. Das Unternehmen mit Sitz in München und Potsdam habe laut Geschäftsführer Florian Siegert seit November 2004 die Computerbasis der Stiftung nur noch teilweise nutzen können. Die war aber notwendig und entscheidend für die Wahl des Standortes zugunsten Potsdams vor gut zweieinhalb Jahren. Das RSS baute seitdem in Kooperation einen Geodatenserver und ein internetbasiertes Geodatenportal für den Immobilienmarkt und Tourismus auf Grundlage von digitalen HRSC Luftbildern auf. Am Ende haben laut Siebert nur noch drei der zwanzig Betriebseinheiten des Supercomputers gearbeitet, ständig sei das Internet ausgefallen, eine Büroreinigung habe es nicht mehr gegeben. Zudem wurde die Firmenpost nicht mehr zugestellt und die Feuerwehr habe öfter wegen Fehlalarm anrücken müssen, weil die Systeme nicht mehr richtig funktionierten. Die Systemadministratoren von PanMedium haben teilweise schon vorher den Job aufgeben müssen, weil ihren Angaben zufolge kein Gehalt mehr gezahlt wurde. Die finanzielle Misere reichte laut einiger Betroffener schon bis weit ins vergangene Jahr zurück. Noch vor zwei Jahren gab es Erfolgsmeldungen von PanMedium zu vermelden: Über 200 Arbeitsplätze entstanden auf dem 4800 Quadratmeter großen Gelände nach der Eröffnung im Oktober 2001, sagte Geschäftsführer Stoffer Geiling damals. Der Potsdamer Norden sollte sich als „Meile des Wissens“ etablieren. Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 11. Januar wurde Ulrich Wenzel als Verwalter bestellt, der aus diversen bekannten Insolvenzen wie der des SV Babelsberg 03, des Hotels Ascot-Bristol in Drewitz und von Möbel Tegeler bekannt wurde. Um sich einen Überblick über die Anzahl der Gläubiger zu verschaffen, wurde der 10. März als Stichtag zur Anmeldung der Forderungen gesetzt. Eine Gläubigerversammlung ist laut Insolvenz-Registerauszug für den 6. April anberaumt. Jan Brunzlow

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false