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Potsdam-Mittelmark: Bürger fürchten Patt im Abwasser-Streit

Einwohner aus Stücken und Fresdorf machen sich mit Plakaten auf zur Gemeindevertretung Nuthetal

Einwohner aus Stücken und Fresdorf machen sich mit Plakaten auf zur Gemeindevertretung Nuthetal Michendorf - In der kommenden Woche fällt die Entscheidung: Werden die Stückener und Fresdorfer vom Anschlusszwang befreit, oder müssen sie sich den Erweiterungsplänen des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) „Mittelgraben“ für ihre Orte fügen? Die Verbandsversammlung wird am Mittwoch darüber befinden, doch bereits am Dienstag könnte die Antwort feststehen. Dann nämlich kommt die Gemeindevertretung der WAZV-Mitgliedsgemeinde Nuthetal zusammen. Hier sollen die vier Nuthetaler Abgeordneten in der Verbandsversammlung mit einem entsprechenden Votum beauftragt werden. Die vier Michendorfer Abgeordneten wurden bereits darauf eingeschworen, am Mittwoch gegen den Anschlusszwang zu stimmen. Bürgerinitiativen aus beiden Ortsteilen weisen seit Jahren darauf hin, dass eine Erweiterung des Zentralnetzes nicht nur für sie, sondern auch für den Verband unwirtschaftlich wäre (PNN berichteten). Lange Leitungen zu verlegen, um dann nur einige hundert Bürger zu erreichen, würde sich nicht rechnen, bekräftigten die Initiativen erneut auf einem Pressegespräch am Donnerstagabend in Stücken. Sollten die Nuthetaler dennoch geschlossen dafür plädieren, käme es zu einem Patt. In diesem Fall, sagt der Fresdorfer Abgeordnete Manfred Imme, hätten die betroffenen Bürger das Nachsehen. Denn der Antrag ist negativ formuliert: " dass ein Anschluss an die leitungsgebundene Entwässerung nicht (!) vorgesehen ist." Bei einer Pattsituation würde dieser Antrag abgewiesen und damit der Anschluss rechtskräftig werden. Für die Bürgerinitiativen ein Griff in die Trickkiste, denn bei einem anderen Ort, Wildenbruch-Bergheide, fällt die Formulierung positiv aus - aber hier drohe ja auch kein Patt. Ein weiteres Ärgernis in den Augen der Stückener und Fresdorfer ist die Absicht, die Gemeindevertretung am kommenden Dienstag nichtöffentlich abstimmen zu lassen. Zwar hätten sie ohnehin kein Rederecht auf der Versammlung, doch wollten die Bürger durch zahlreiche Anwesenheit und Plakate die Abgeordneten beeindrucken. „Notfalls bleiben wir einfach sitzen", wurden am Mittwoch Stimmen laut. Man ist sauer, dass in Nuthetal über Michendorfer Belange abgestimmt werden soll – und dann auch noch unter Ausschluss der Betroffenen. Fresdorfs Bürgermeister Karl-Heinz Schmidt sieht keinen Anlass für eine nichtöffentliche Sitzung: „Die Gemeindeordnung gibt das nicht her.“ Neben den ökologischen und wirtschaftlichen Argumenten übten die Bürger am Mittwoch einmal mehr scharfe Kritik am WAZV und der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH. „Es wird immer weiter gebaut, weil die Anschlussgelder fließen“, so Karl-Heinz Schmidt. Mit dem Anschluss seines und des Nachbarortes würden die Geldströme aus Fördermitteln und Anschlussgebühren noch um zwei Jahre verlängert, „aber irgendwann kippt das“. Dann, so Schmidt, werde sich der Abwasserpreis um 50 Cent pro Kubikmeter erhöhen. Manfred Imme, er sitzt als Michendorfer Vertreter in der Verbandsversammlung des „Mittelgraben“, beklagt, dass sich der WAZV nicht entschulden wolle. Mit 20 Millionen Euro stehe der Verband in der Kreide, „und wir müssen jährlich 650 000 Euro für die Kredite zuschießen“. Statt immer wieder „umzuschulden“ solle mit der Refinanzierung begonnen werden. Immerhin haben die Michendorfer jetzt schon die ersten Bürger aus Nuthetal auf ihrer Seite: Der Nachbarort Tremsdorf fürchtet mit einem Anschluss von Fresdorf auch um seine „Anschlussfreiheit“ und stimmt jetzt in die Proteste mit ein. Der Nuthetaler Gemeindevertreter Lutz Hagen versprach, sich am Dienstag für eine Behandlung des Themas im öffentlichen Teil stark machen.

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