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Potsdam-Mittelmark: Demokratie kennen lernen

Berliner Politikerin unterstützt als Schulcoach das Glindower Schülerparlament

Werder · Glindow – Radfahren? Verboten! Rennen? Verboten! Die Liste der Dinge, die Schüler an ihrer Schule nicht dürfen ist meistens lang – die Möglichkeiten diese Regeln selbst zu bestimmen dafür umso geringer. Dass dies auch anders gehen kann, will Mieke Senftleben, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, zeigen. Als Schulcoach der privaten Initiative „Bildungscent“ unterstützt die FDP-Politikerin die Schüler der Glindower Grundschule.

So erarbeitet sie derzeit zusammen mit einem gewählten Schülerparlament eine verbindliche Hausordnung mit Ordnungs- und Verhaltensregeln. Die Kinder sollen so die Grundlagen der Demokratie kennen lernen. „Wir mussten die Hausordnung unbedingt überarbeiten, um den Umgang untereinander zu verbessern“, sagt Schulleiterin Ingrid Neubert. Lisa, eine Schülerparlamentarierin aus der sechsten Klasse wird konkret: „Beim Fußball auf dem Pausenhof wurden die Mädchen und die jüngeren Kinder immer an den Rand gedrängt. Sie haben dann hinter dem Tor gespielt.“ Die jungen Parlamentarier entwarfen schließlich eigene Lösungskonzepte. So dürfen in Zukunft die Kinder der Klassen 1 bis 3 am Montag und Mittwoch den Fußballplatz nutzen. Am Dienstag und Donnerstag sind die älteren Schüler an der Reihe. Am Freitag wird Volleyball gespielt.

Die Entwürfe stellten die Parlamentarier in den Klassen vor. Und ganz wie bei den Großen, waren die Meinungen auch hier gespalten. „Die haben unsere Fußballregeln verspottet“, schildert der zehnjährige Ricardo die Reaktionen in seiner Klasse. „Die meisten haben aber dafür gestimmt“, ergänzt Lisa.

Die Hausordnung solle bewusst in den Klassen behandelt werden, erörtert Senftleben das Konzept: „Von hier kommen auch wertvolle Anstöße – Dinge die nicht in der Hausordnung stehen oder überflüssig sind.“ Die Schülermitbestimmung stößt aber auch an Grenzen. Die Beschlüsse der Schüler haben lediglich Vorschlagscharakter – die letztendlichen Entscheidungen fällt die Schulkonferenz.

Die Schüler spüren trotzdem, dass sie ernst genommen werden. Sie erwirkten beispielsweise eine Lockerung des strikten Handy- und Gameboy-Verbots. Die Geräte dürfen inzwischen wieder mitgebracht werden, müssen auf dem Schulgelände aber ausgeschaltet sein.

Auch der Wahlkampf für das Schülerparlament läuft fast wie bei den Großen. Die Kandidaten stellen sich vor und in einer geheimen Wahl ermitteln die Kinder ihre Interessenvertreter.

„Wir müssen die Eigenverantwortung der Schüler und ihrer Schulen stärken“, meint Mieke Senftleben. Die Initiative Bildungscent, in der sie sich engagiert, will die Schulen demokratischer gestalten aber auch für den Wettbewerb untereinander öffnen.

Dass Schulen einem zunehmenden Einfluss von außen unterliegen, ist für Senftleben kein Grund zur Kritik, sondern genau so gewollt. Der externe Sachverstand von Unternehmensberatern oder Politikern ermögliche einen besseren Blick auf die Probleme der Schule, meint die Politikerin. „Die Schüler sprechen offener mit uns.“ Dem stimmt auch Neubert zu: „Wir können unsere Schule nicht nach außen abgrenzen.“ Jetzt solle es aber erstmal um die Schüler gehen. Ihre Mitsprachekompetenzen sollen im nächsten Schuljahr erweitert werden. Dann wollen die Schülerparlamentarier ein Fußballturnier vorschlagen, kündigt Ricardo an. Umfragen wird es aber auch für die neuen Arbeitsgruppen geben. „Wir wollen wissen, wo die Interessen der Kinder liegen“, so Neubert. „Daran können wir dann unser Angebot ausrichten.“

Sebastian Gülde

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