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Potsdam-Mittelmark: Der Tierpark läuft davon

In Geltow wird fieberhaft nach Investoren für den Umzug nach Petzow gesucht – bislang fehlt aber selbst das Geld für die Überwinterung der Tiere

In Geltow wird fieberhaft nach Investoren für den Umzug nach Petzow gesucht – bislang fehlt aber selbst das Geld für die Überwinterung der Tiere Von Thomas Lähns Schwielowsee-Geltow. Das Konzept für einen neuen Tierpark Löcknitz steht. Im nächsten Jahr könnte mit der Bebauung des sieben Hektar großen Areals auf dem Gut Petzow begonnen werden, 2005 könnten die Tiere dann vom Geltower Franzensberg an den Schwielowsee ziehen. Die Freude ist jedoch getrübt: Wie die Tierpark-Leiter Gisela und Dieter Rux gegenüber den PNN mitteilten, werden sie mit ihren 300 vier- und zweibeinigen Schützlingen womöglich nicht über den nächsten Winter kommen. Ausgerechnet die letzte Hürde scheint unüberwindbar: 12500 Euro bräuchte die Familie, um die anstehenden Heizkosten zu bezahlen. Im nächsten Jahr sollen die ersten Investitionen fließen, doch bis dahin sei ein Verkauf des Bestands nicht ausgeschlossen. Etwa 20000 Besucher hatte die Familie in diesem Jahr zu verzeichnen - ungefähr die Hälfte der Vorjahre. „Das ist einfach zu wenig“, klagt Dieter Rux. Wochenendveranstaltungen in Potsdam und den umliegenden Gemeinden würden mehr locken als ein Zoo-Besuch. „Die Leute sagen sich: Brandenburg-Tag ist nur einmal im Jahr, der Tierpark läuft uns nicht davon. Das tut er eben doch!“ 3000 Euro müsse die Familie jeden Monat zahlen: Miete, Futter, Strom. Im Oktober kommen die nächsten Rechnungen, ein momentaner Kontostand von 10000 Euro biete nicht das notwendige Polster für die kommenden Monate. Neue Investitionen, um mehr Leute anzulocken, würden sich auf den 0,5 Hektar, die im Übrigen nicht Familie Rux, sondern der Gemeinde und der Forst gehören, nicht lohnen: Das Gelände ist zu klein, der Umzug steht ja eigentlich an. Die Bären wurden erst einmal an einen Tierpark in Norddeutschland ausgeliehen, die Greifvögel abgeschafft. Vorsichtiger Optimismus „Das Geld im nächsten Jahr kommt, soviel ist sicher“, meint Gisela Rux. Sie hat einen Berliner Wirtschaftsprüfer mit der Erstellung eines Finanzierungskonzeptes beauftragt und gibt sich durchweg zuversichtlich. Dieser bremst jedoch die Euphorie: Zuerst müsse ein Geldgeber gefunden werden, der in das Vorhaben investiert. Die Kosten für einen neuen Park am Schwielowsee in Petzow belaufen sich auf rund 12 Millionen Euro, dem Finanzfachmann, der namentlich nicht genannt werden will, würde aber ein Grundkapital von einer Million ausreichen – das ließe sich innerhalb weniger Monate durch Investments und Transfers vermehren. Die notwendigen Verbindungen zu Banken im In- und Ausland könne er vorweisen. Die Starthilfe könnte dann an die Geldgeber zurück gezahlt werden. Der Fachmann übt vorsichtigen Optimismus. Dass ein Tierpark besonders für Kinder „eine gute Sache“ ist, stehe für ihn außer Frage. „Aber aus nichts kann man nichts machen.“ Also muss erst einmal ein Investor her. Tierpark, Förderverein und Wirtschaftsprüfer suchen fieberhaft. Den Grundstein hat Familie Rux zusammen mit dem Förderverein bereits gelegt: Der Tierpark wird demnächst als gemeinnützige GmbH geführt, auf diesem Wege erhalten potenzielle Geldgeber Zinsen auf ihre Investition. Das Inselparadies Petzow haben sich die Ruxens auch ins Boot geholt, aus dem Zusammenschluss entsteht nun die „Kinder Tier- und Freizeitpark GmbH“. Privatleute wären ihnen ebenfalls willkommen, auch als längerfristige Teilhaber. Architekten planen bereits Dass sich das Projekt lohnen würde, zeigen die Pläne des Berliner Architekturbüros Raché. Seit mittlerweile zehn Jahren arbeiten die Fachleute am Zoologischen Garten in der Bundeshauptstadt. Das Haifischbecken im Aquarium, neue Affen- und Schweineanlagen sowie das originalgetreue thailändische Rinderhaus entstanden auf dem Reißbrett der Tierparkspezialisten. Momentan arbeite Raché am Flusspferdhaus, das komplett neu gebaut werden soll, so Bauingenieurin Sabine Hehlke. Das Bauvorhaben an der Löcknitz sei besonders reizvoll: „Wir können völlig neu planen, großzügiger herangehen und für die Tiere eine artgerechte Haltung gewährleisten.“ Das Areal soll komplett in die umliegenden Wälder und Seen sowie den Campingplatz integriert werden. Unter anderem sind Gehege für Wildpferde, Kängurus, Bären und Luchse vorgesehen. Eine großzügig angelegte Streichelwiese im Herzen des Parks sowie ein angrenzender Ponyreitplatz würden einen besonderen Reiz für die jungen Besucher bieten. Darüber hinaus sollen Spielplätze entstehen. Insgesamt stellt der neue Park ein Zusammenspiel von Bäumen, Bächen und Teichen, Hügeln und Tiergehegen dar, die durch ein gewundenes Wegenetz verbunden sind. Bleibt die Frage, wie man im momentanen Tierpark-Gelände über den Winter kommt. Spendenaufrufe an zahlreiche Unternehmen wurden bereits gestartet, der Bestand etwas reduziert. Einige Tiere werden Unterschlupf im Haus von Rux“ finden, das Futter muss im Keller frisch gehalten werden. „Natürlich könnte ich sagen: Verkaufen wir es“, sagt der Besitzer. Immerhin würde noch ein bisschen Geld als Altersversorgung rausspringen. Dann aber werde es in Geltow, ja in der ganzen Mittelmark, keinen Tierpark mehr geben - und das wollen auch die sonst so leidgeprüften Zoo-Betreiber nicht verantworten. Weiteres im Internet unter: www.tierpark-geltow.de

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