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Potsdam-Mittelmark: „Schulversuche nicht zu Ende gedacht“

CDU-Politikerinnen am „Wilhelmshorster Tisch“

CDU-Politikerinnen am „Wilhelmshorster Tisch“ Michendorf · Wilhelmshorst - Gesamtschule, Gymnasium, Realschule, Ganztagsschule – Peter Fuchs, Schulleiter in Wilhelmshorst, mag die Diskussion um Schulformen nicht mehr hören. „Wir sollten vielmehr über Inhalte reden“, sagt er. In den 14 Jahren seit der Wende habe es insgesamt 80 Versuche in Brandenburg gegeben, die Bildungseinrichtungen zu reformieren, und das habe zu Unruhe geführt, bemängelt auch Katherina Reiche, bildungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie und die CDU-Kreischefin und Landtagskandidatin Saskia Funck diskutierten kürzlich am „Wilhelmshorster Tisch“ mit Eltern und Lehrern über die momentane Bildungsmisere. Die Vorschläge für inhaltsreiche Lehrpläne gingen von Naturwissenschaften als Pflicht über die gesamte Schulzeit – momentan können Biologie, Chemie und Physik ohne weiteres abgewählt werden – bis hin zum verstärkten Unterricht in Deutsch und Mathematik bereits in der Grundschule. Immerhin: Die Wilhelmshorster Gesamtschule arbeite recht erfolgreich, berichtete Fuchs. Im vergangenen Jahr entschieden sich 60 Prozent der Zehntklässler, in die Sekundarstufe II zu wechseln, also ein Abitur zu machen. Dennoch gebe es Schwächen. Matthias Engst, Sprecher der Bürgerinitiative „Wilhelmshorster Tisch“, verwies auf Rechtschreibdefizite auch bei hiesigen Eleven. Saskia Funck berichtete von schlecht gebildeten Jugendlichen, die sich um Lehrstellen im Bauunternehmen ihrer Familie bewerben würden. Viele Schulversuche, die in Brandenburg in den letzten Jahren gestartet wurden, seien nicht zu Ende gedacht worden, so Katherina Reiche. Ihre Kritik ging besonders in Richtung des SPD-geführten Bildungsministeriums. Die Arbeit sei den Lehrern durch das Hin und Her sehr schwer gemacht worden, „sie konnten sich auf nichts verlassen“. Sie ließ vorab durchblicken, dass im Falle eines Landtagswahlsieges der CDU und einer erneuten Koalition mit den Sozialdemokraten das Bildungsministerium von ihrer Partei besetzt werde. Zusammen mit dem Schlagwort Bildungsmisere fällt seit drei Jahren grundsätzlich die Abkürzung „Pisa“ (Programme for international Student Assessment). Bei dem internationalen Vergleich hatte Deutschland damals schlecht, und beim nationalen Vergleich Brandenburg beängstigend abgeschnitten. Sieger der Studie war Finnland, „und daraufhin sind alle dort hin gepilgert“, erinnerte die Politikerin. Doch das Schulsystem des skandinavischen Landes lasse sich nicht eins zu eins übernehmen. In der Mark müssten ihr zufolge erst einmal die folgenden Voraussetzungen geschaffen werden: „Keine Experimente mehr, Verlässlichkeiten durch einheitliche Lehrpläne und Bildungsstandards, die Kompetenzen des Lehrers müssen gestärkt werden“, zitierte sie aus dem Wahlprogramm. Die CDU favorisiere zwei Schultypen: zum einen das Gymnasium nach der vierten und zum anderen die erweiterte Realschule nach der sechsten Klasse. Die Klassenverbände müssten darüber hinaus kleiner werden. Natürlich werde dies auch Kosten verursachen, räumte Saskia Funck ein. „Aber Bildung bewegt die Menschen, und dafür sind sie auch bereit, Einschnitte in Kauf zu nehmen.“ Peter Fuchs führte die Kopfnoten und zentrale Prüfungen ins Feld: „Wir sollten uns ebenfalls auf Erfahrungen besinnen, die wir bereits gemacht haben“, spielte er auf die DDR-Zeit an. Der Schulleiter übte Kritik an dem Stimmenkonzert der Parteien: In den verschiedenen Wahlprogrammen gebe es keinen Konsens zur Bildungspolitik. Der bestehe lediglich im Ziel, so Reiche. Zumindest komme endlich etwas in Bewegung. Thomas Lähns

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