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Schalke 04: Das Gegenteil von Zuversicht

Unter Druck: Schalkes Manager Andreas Müller kommt nach dem Vertrauen der Fans auch das der Klubführung abhanden.

Andreas Müller hatte es eilig. „Ich will arbeiten“, sagte der Manager des FC Schalke 04 und wollte seinen Weg fortsetzen. Doch die Frage nach seiner gefährdeten Zukunft im Klub ließ ihn ins Stocken geraten. „Diese Frage müssen andere beantworten“, sagte Müller und presste die Lippen mit Mühe zusammen, damit nicht noch unbedachte Worte aus ihm heraussprudeln. Die ohnehin prekäre Situation des Managers, der bereits am vergangenen Donnerstag bei der Niederlage im Uefa-Cup gegen Manchester City „Müller-Raus“-Rufe nahezu aller Fans im Stadion ertragen musste, hatte sich über Nacht weiter zugespitzt.

Nach dem 0:2 am Sonntag beim VfB Stuttgart meldeten sich sowohl Präsident Josef Schnusenberg als auch Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies unmittelbar zu Wort. Der Schalker Präsident attestierte der Mannschaft noch im Stadion „eine beschissene Lage“ und stellte eine „Abwärtsspirale“ fest. Dabei vermied es Schnusenberg allerdings, sowohl Trainer Fred Rutten, der als großer Hoffnungsträger zu Saisonbeginn verpflichtet worden war, als auch Andreas Müller einen Vertrauensbeweis zu geben. „Ob es Konsequenzen beim Trainer oder Manager gibt, kann ich mir nicht vorstellen. Dafür bin ich aber der falsche Ansprechpartner, dafür ist der Aufsichtsrat zuständig“, sagte Schnusenberg und reichte die Verantwortung an Tönnies weiter.

Dabei könnte Schnusenberg als Vorsitzender des Vorstands formal das Arbeitsverhältnis mit dem Trainer auflösen. Und auch der eigentlich starke Mann im Klub, Clemens Tönnies, verspürte kein Interesse daran, den sportlich Verantwortlichen eine vorläufige Bescheinigung der Unantastbarkeit auszustellen. „Es wird keine Kurzschlussreaktion geben. Wir bewahren jetzt die Ruhe und setzen Mannschaft, Trainer und Manager nicht weiter unter Druck. In der Winterpause werden wir uns zusammensetzen und dann weitersehen“, sagte Tönnies.

Zehn Punkte aus den verbliebenen vier Bundesligapartien hatte Tönnies zuletzt als Minimalziel ausgegeben, was nach der Niederlage von Stuttgart nicht mehr zu realisieren ist. Und so scheint es, als würde hinter den Kulissen bereits nach Nachfolge-Lösungen gesucht. „Ganz oben wird man nicht danach beurteilt, was man richtig gemacht hat, sondern immer nur danach, was man falsch gemacht hat“, sagte Fred Rutten, der am Tag danach ein wenig von der Stuttgarter Verzweiflung abgelegt hatte. „Wenn die Resultate nicht so sind, dann ist es normal, dass man kurz- oder langfristig in die Kritik gerät“, sagte Rutten. „Aber wir haben eine erfahrene Truppe, die mehrere Male in dieser Situation war. Ich habe volles Vertrauen.“

Diese vermeintliche Zuversicht teilen längst nicht mehr alle. Im Gegenteil: Die Stimmung der meisten Anhänger wird gegenüber den handelnden Personen zunehmend aggressiver und nähert sich nach nun vier Niederlagen in fünf Pflichtspielen dem Nullpunkt. Das Saisonziel, mindestens Platz zwei in der Bundesliga zu erreichen, dürfte kaum noch zu realisieren sein. Und nun droht auch noch das Ausscheiden aus dem ungeliebten Uefa Cup am Mittwoch im letzten Gruppenspiel bei Twente Enschede.

„Ich stelle mich der Kritik. Wir sind doch auch nicht zufrieden. Aber ich konzentriere mich darauf, die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen“, sagte Andreas Müller. „Und am besten mit der Unterstützung von denen, die diesen Klub so lieb und gern gewonnen haben.“ Wenn die ihn künftig überhaupt noch lassen.

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