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Berti Vogts

© ddp

Interview: "Er wird agieren wie ein Manager"

Gemeinsam gewannen Berti Vogts und Jürgen Klinsmann 1996 die Fußball-Europameisterschaft. Mit dem Tagesspiegel spricht Vogts über die Methoden des neuen Bayern-Trainers.

Herr Vogts, Sie haben Jürgen Klinsmann 2004 als Bundestrainer ins Gespräch gebracht. Wie bewerten Sie seinen Wechsel ins Tagesgeschäft zum FC Bayern?

Das ist großartig. Für ihn wäre lediglich ein Klub in London oder der FC Bayern infrage gekommen. Mit seiner Philosophie passt Jürgen nur zu einem Klub, der riesengroße finanzielle Möglichkeiten bieten kann. Die Bayern geben auch mal 30 Millionen Euro für einen Spieler aus.

Waren Sie nicht überrascht, als Ihnen Klinsmann davon berichtet hat, dass er in Zukunft mit seinem wichtigsten Kritiker, Bayern-Manager Uli Hoeneß, zusammenarbeiten wird?

Nein. Jürgen hat mich am Donnerstag angerufen und mich in Kenntnis gesetzt. Ich hatte ihm zuvor geraten, dem Geschäft nicht allzu lange fern zu bleiben. Denn wenn du zu lange raus bist, will dich irgendwann keiner mehr. Hoeneß wirkt immer nur so aggressiv. Aber ihm geht es ausnahmslos um die Sache. Er ist ehrlich. Mir ist das tausend Mal lieber als all die Leute im Geschäft, die dir von hinten in den Rücken schießen.

Wie wird Jürgen Klinsmann seinen Job interpretieren?

So wie die Teammanager in England. Das ist die Zukunft. Deutschland kann in dieser Hinsicht viel von den Briten lernen, ja, es muss viel lernen. Dringend!

Warum?

Weil die Trainer in der Bundesliga kaum noch etwas zu sagen haben. Die Macht haben die Sportdirektoren. In England bestimmt Arsène Wenger beim FC Arsenal, wer geholt wird – und wer spielt. Oder der Rafael Benitez beim FC Liverpool. Wenn sich ein Berater beschwert, weil sein Schützling nicht spielt oder mehr Geld will, dann beißt der sich gleich an der richtigen Stelle die Zähne aus.

Sprich: Klinsmann wird also Trainer und Sportdirektor in Personalunion?

Er wird einen professionellen, sehr spezialisierten Trainerstab führen und alle personellen Entscheidungen im Verbund mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge treffen.

Profitiert die Nationalmannschaft vom starken Binnenverhältnis zwischen Bundestrainer Joachim Löw und dem neuen Bayern-Coach Jürgen Klinsmann?

Mit Sicherheit. Die deutschen Spieler des FC Bayern haben jetzt keine Ausreden mehr. Klinsmann steht nicht im Verdacht, Einheimische absichtlich ins zweite Glied zu verbannen. Wenn sie bei ihm auch nicht auflaufen, dann muss es wohl doch an den Profis selbst liegen.

Das Gespräch führte Heiko Kurz.

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