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Nest Labs, Schwesterfirma von Google unter Alphabet, hat angekündigt, ihre intelligenten Kameras und Rauchmelder nun auch in Deutschland zu verkaufen. Den Thermostat soll es hierzulande erst im Herbst 2017 geben.

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Nest Labs verkündet Expansion nach Deutschland: Google kommt zu uns nach Hause

Die Smart-Home-Firma Nest Labs bringt erste Produkte nach Deutschland. Der Versicherer Generali bietet Vergünstigungen für selbstlernenden Rauchmelder.

Von Hendrik Lehmann

Berlin - Habe ich den Herd wirklich ausgeschaltet? Brennt das Licht noch? Ist die Heizung heruntergedreht? Die eigenen vier Wände verursachen beizeiten mehr Sorgen als Ruhe. Googles Schwesterfirma Nest Labs will das ändern. „Wir wollen Häuser erschaffen, die mehr für uns tun als wir für sie“, beschreibt Firmengründer Matt Rogers die Vision seiner Firma. Am Montag kündigte er auf der Konferenz „Digital Life Design“ in München an, seine Produkte ab Februar nun auch in Deutschland anzubieten.

Nest, mit 3,2 Milliarden Dollar Kaufpreis nach Motorola die zweitteuerste Firma, die Google bislang übernahm, ist auf selbst lernende Rauchmelder, Thermostate und Kameras spezialisiert. Als wichtigstes Produkt gilt der Thermostat. Durch Vernetzung mit anderen Sensoren, dem eigenen Smartphone und Haushaltsgeräten lernt der Thermostat die Verhaltensweisen der Hausbewohner und steuert die Heizung entsprechend. Merkt das Gerät beispielsweise, dass niemand im Haus ist, senkt es die Temperatur. Bevor die Bewohner normalerweise nach Hause kommen oder sich mit ihrem Smartphone in Richtung Heimat bewegen, wird wieder eingeheizt.

Wie Lionel Paillet, der Europa-Manager von Nest mitteilte, wird der wachsame Thermostat allerdings erst zum Herbst 2017 in Deutschland verfügbar sein. Vorerst können lediglich intelligente Außen- und Innenkameras sowie Nest Protect, ein vernetzter Rauchmelder vorbestellt werden. Ab Mitte Februar sollen sie ausgeliefert werden.

Goggle dringt in Haushalte vor: das Thermostat der Firma Nest. Foto: George Frey/Getty Images/AFP

© AFP

Laut Paillet nutzen schon jetzt tausende deutsche Verbraucher Nest-Produkte, die sie in anderen Ländern gekauft haben. „Die Kunden haben uns damit überrascht“, sagte Paillet bei einem Pressegespräch in Berlin. Sein Konzern habe daher so schnell wie möglich versucht, auf diese Nachfrage zu reagieren. Man sei froh, nun neben Deutschland auch in Österreich, Italien und Spanien starten zu können. Aber warum kommt Nest erst jetzt, gut fünf Jahre nach dem Verkaufsstart in den USA nach Deutschland? Lionel Guicherd-Callin, Nest-Produktmanager für Europa, begründete das mit rechtlichen und technischen Standards, die je nach Land variieren und teils aufwendige Softwareanpassungen erforderten.

Ein anderer Grund für die Verzögerung dürfte die Suche nach Kooperationspartnern gewesen sein. So verkündete Paillet neben Verkaufspartnern auch eine Kooperation mit Cosmos Direkt, Teil des Versicherungskonzerns Generali. Cosmos wird den vernetzten Rauchmelder von Nest mit 50 Prozent Rabatt zu seiner Hausratversicherung anbieten. „Für uns ist das ein strategisches Thema, das langfristig ausgebaut werden soll“, sagte Generali-Sprecher Christian Krause. Nest sei als eines der innovativsten Unternehmen der Welt ein wertvoller Partner.

Die Aktion ist Teil der „Smart Insurance Offensive“ der Generali, bei der digitale Technologien und Versicherungen zusammengebracht werden sollen. Schon jetzt bietet der Versicherer Autofahrern Rabatte, wenn sie mit einer Black Box in ihrem Auto einen sicheren Fahrstil nachweisen. Nach einem ähnlichen Prinzip können Risikolebensversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen abgeschlossen werden, die Vergünstigungen bei einem gesunden Lebensstil anbieten. Wer beispielsweise durch Einkäufe im Lebensmittelbereich von Galeria Kaufhof nachweist, dass er sich gesund ernährt, bekommt Rabatt. Ob es ähnliche datenbasierte Rabatte auch mit Nest-Produkten geben werde, stehe derzeit noch nicht sicher fest, sagte der Sprecher.

Datenschutzbedenken, die in Deutschland immer wieder gegenüber Nest geäußert wurden, versucht der Nest-Gründer auszuräumen: „Unser Geschäft ist es, Produkte und Services zu verkaufen – nicht Daten“, sagt Rogers. Oder, wie es Lionel Paillet formuliert: „Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass wir im Zuhause von Leuten zu Gast sind.“

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