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Wirtschaft: Warten aufs Billig-iPhone

Details machen die Runde, aber Apple schweigt.

Frankfurt am Main - Es ist das Einzige, was offiziell bestätigt wird: Apple-Chef Tim Cook ist nach China gereist. „Tim ist in Peking zu Treffen mit Regierungsvertretern und Partnern“, sagte eine Firmensprecherin. Alles andere – etwa Spekulationen über eine Partnerschaft mit dem größten chinesischen Mobilfunkanbieter China Mobile oder über ein neues Billig-iPhone – blieb unkommentiert. Apple macht wieder das, was der Konzern besonders gut kann: durch Schweigen die Gerüchte anheizen.

Fakt ist: Apple hat in Schwellen- und Wachstumsmärkten wie China ein Problem. Für die Kunden dort ist das iPhone schlicht zu teuer. Das neueste Modell kostet ohne Mobilfunkvertrag ab 650 Dollar (in Deutschland 680 Euro). Zwar wächst der chinesische Markt seit mehreren Quartalen zweistellig. Nach Angaben des Marktforschers IDC wurden dort im vergangenen Jahr allein 26,5 Prozent aller weltweit verkauften Smartphones abgesetzt. China war damit zum ersten Mal der weltgrößte Smartphone-Markt.

Ausgerechnet dort verliert die Kultmarke an Boden. Laut IDC sackte Apple im Ranking der am meisten gekauften Marken in China im dritten Quartal 2012 vom vierten auf den sechsten Rang ab. Chinas Kunden sind extrem preisbewusst. Sie greifen am liebsten zu den Geräten des Rivalen Samsung, der anders als Apple auch günstige Smartphones anbietet. Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen im Ranking nationale Hersteller.

Da passen die aktuellen Gerüchte über ein neues Billig-iPhone perfekt ins Bild. Das „Wall Street Journal“ berichtet über entsprechende Überlegungen in der Zentrale von Apple in Kalifornien. Noch 2013 könne die Light-Version auf den Markt kommen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg will sogar wissen, was das Gerät kosten soll: zwischen 99 und 149 Dollar. Quellen für diese Angaben gibt es aber nicht.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Apple über eine Erweiterung seines Angebots in preisgünstigere Segmente nachdenkt. In Branchenkreisen heißt es, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Apple wirklich ernst macht, nie so groß war wie jetzt. „Der Druck ist zuletzt deutlich gestiegen“, sagt ein IT-Analyst. Zudem wäre Apple nicht das einzige IT-Unternehmen, das eine neue Billig-Strategie versucht. Zu Wochenbeginn hatte der Halbleiter-Konzern Intel angekündigt, künftig Chips für günstige Smartphones, Tablet-Computer und ultraleichte Laptops anbieten zu wollen. Intel sieht gerade in Afrika, Lateinamerika und China große Chancen, neue Kunden für billige und mit Intel bestückte mobile Geräte zu gewinnen und schätzt den Bedarf bis 2015 auf 500 Millionen Stück.

Für Apple geht es dagegen vor allem darum, die eigene Marktposition zu verteidigen, das rasante Wachstum der vergangenen Jahre abzusichern und den hohen Erwartungen der Investoren gerecht zu werden. Dazu braucht das Unternehmen neue Kunden in den Schwellen- und Wachstumsmärkten. Jens Koenen (HB)

Jens Koenen (HB)

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