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Porträt: „Das ist erst der Anfang vom Anfang“

Sie ist die Kleinste und die Jüngste, und sie gilt doch als die Größte: Soraya Saenz de Santamaria, neue spanische Vizepremierministerin, muss die bitteren Sparbeschlüsse der Regierung umsetzen.

Manchmal muss sie rennen, um mit ihrem zwei Köpfe größeren Chef Schritt zu halten. Soraya Saenz de Santamaria ist die Kleinste in Spaniens konservativer Regierung – sie misst von ihrer wallenden Mähne bis zum Fuß 1,50 Meter. Und doch gilt sie als die Größte: Die 40-jährige Santamaria ist als Vize-Regierungschefin die mächtigste Frau Spaniens und hat den härtesten Job. Sie muss dem Volk die Grausamkeiten der Regierung verkünden, welche vor allem mit Rotstift und Sparaxt hantieren muss, um aus dem Schuldental zu kommen.

Gerade stimmte Santamaria die 47 Millionen Bürger mit bitterernster Miene auf neue Belastungen ein. Der Horror-Katalog, den sie im Namen ihres Ministerpräsidenten Mariano Rajoy (56) präsentierte, provozierte einen Aufschrei – Steuern rauf, Sozialleistungen runter, Kürzungen bei Bildung und Gesundheit, Stellenabbau im Beamtenheer, Investitionsstopp. „Das ist erst der Anfang vom Anfang“, erklärte Santamaria, die mit ihrem Job Gefahr läuft, zum Bösewicht der spanischen Politik zu werden.

Nun muss sie ihren Boss auch noch vom Verdacht der „Steuerlüge“ reinwaschen. Rajoy hatte vor seinem Wahlsieg, damals noch Oppositionsführer, leichtsinnig verkündet, dass es mit ihm keine Steuererhöhung geben werde. Nach der Machtübernahme muss der Konservative doch an der Steuerschraube drehen, so wie es alle Schuldenländer Europas machen mussten. „Die Lage ist schlimmer als erwartet, und deswegen müssen auch die Beschlüsse härter sein“, säuselte Santamaria.

Das stimmt sogar, denn Spaniens explodierende Neuverschuldung ist immer noch nicht unter Kontrolle. Die in die Wüste geschickte Sozialistenregierung von Jose Luis Zapatero hat dem neuen konservativen Krisenkabinett in 2011 ein Etatdefizit von vermutlich mehr als acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes hinterlassen.

Als Rajoy sein wortgewaltiges „Mädchen“ 2008 zur Fraktionssprecherin machte, brachte sie öfter das Parlament zum Kochen. Ihr gefürchteter Kampfgeist rührt auch daher, dass sie lange Zeit nicht ernst genommen wurde. „Wenn man jung, weiblich und nur 1,50 m groß ist, sehen dich alle als verwundbar an.“ Und kurz vor ihrer Ernennung zur „eisernen Lady“ wurde Santamaria Mutter eines Sohnes. Viel Zeit für den Nachwuchs hat sie zwar nicht, aber dafür einen emanzipierten Ehemann an ihrer Seite. „Er macht alles, Windelwechsel, Baden, nur die Brust geben nicht.“ Ralph Schulze

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